TSV Chronik


Die Geschichte des

Vereins über 40 Jahre

 

 Das Jahr 1970 lag in den letzten Zügen - sprich Tagen - da erging an alle sportlich Interessierten der Gemeinde Soyen die Aufforderung/Einladung - nein, nein, nicht, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen, sondern sich zur Gründung eines Sportvereins einzufinden. Was Albaching, Babensham, Rechtmehring bereits ein paar Jahre früher zuwege gebracht hatten, war nunmehr auch in der beschaulichen Gemeinde Soyen am stillen See nicht länger zu verhindern. Zumal die Einladung zur Gründungsversammlung von höchster Stelle - nämlich dem 1. Bürgermeister - ausgesprochen wurde, da konnten auch alteingesessene und etwas weniger aufge-schlossene Gemeindebürger und -räte die Gründung des TSV Soyen nicht länger aufhalten. Die bei der Gründungsversammlung gewählte Vorstandschaft

(1. Vorsitzender Hans Leitmannstetter) ging in den folgen-den Monaten daran, Abteilungsleiter zu finden und hilfsweise Sportstätten ausfindig zu machen. Zur Erinnerung für die Älteren und zum Erstaunen für die mit der Gnade der späten Geburt gesegneten sei angemerkt:

 

 Es gab weder einen für Trainings- und Spielbetrieb tauglichen Fußballplatz, noch gab es eine Turnhalle oder ähnliches (ich spreche vom Jahr 1971 - nicht von 1911 !!). Ein Jahr später fanden in München (der königlichen Haupt- und Residenzstadt - nur 60 km entfernt) Olympische Spiele statt - in Soyen erinnerten die vorhandenen oder vielmehr nicht vorhandenen Sportstätten eher an 1922!

 

 Die Tischtennisabteilung (Leiter Dieter Bauernschmid, später Ulrich Rehaber) zog mit ihren Trainingsabenden durch die Gott sei Dank reichlich vorhandenen Gasthäuser der Gemeinde. Abwechselnd wurden die Säle beim Dorfwirt, Fischerwirt und auch im Gasthaus Rieden belegt. Ähnlich erging es der Damen-Gymnastikgruppe, die ihre Übungsstunden zum Teil unter freiem Himmel auf taunasser Wiese durchführte, und wenn die Witterung gar zu unfreundlich war, turnten sie halt unter Anleitung von Barbara Hinterberger um die Stützpfeiler des Saales im See-Café. Den Stockschützen (erster Abteilungsleiter Adolf Binder) gelang es recht bald, im Garten beim Dorfwirt eine Asphaltbahn zu errichten, auf der recht fleißig geübt werden konnte. Die Stockschützen waren es auch, die recht früh sportlichen Lorbeer errangen - innerhalb von 5 Jahren stiegen sie bis in die Bezirksliga auf. Im Jahr 1985 gelang gar der Aufstieg in die Landesliga Süd. Im selben Jahr qualifizierte sich die 1. Mannschaft für den Bayern-Pokal (9. Platz) und den Deutschland-Pokal (12. Platz unter 22 Moarschaften). Georg Rampfl, Dieter Lohwasser, Hans Burkhardt, Gottfried Wastlhuber und Balthasar Ibetsberger waren die für den TSV erfolgreichen Stockschützen. Etwa 10 Jahre später ging es mit der Abteilung jedoch unerbittlich abwärts. Es fehlte vor allem an Nachwuchs, der bereit gewesen wäre, die weiten Fahrten und den Wettkampfbeginn "mitten in der Nacht" (meist gegen 6.30 bis 7.00 Uhr) in Kauf zu nehmen. So beteiligen sich bereits seit mehreren Jahren keine Stockschützen des TSV mehr an Verbandswettkämpfen.

 

 Nach zähen Anfangsjahren schaffte die 1. TT-Herrenmannschaft mehrfach den Aufstieg von der 3. in die 2. Kreisliga - wie dieser Satz schon vermuten lässt, gelang es aber nie, sich dort dauerhaft zu etablieren. Vor einigen Jahren spielten gar beide Tischtennis-Herrenmannschaften in der 4. Kreisliga. Mittlerweile behauptet sich die 1. Mannschaft wieder in der 3. Kreisliga, die 2. Mannschaft musste nach großem personellem Aderlass aus der 3. wieder zurück in die 4. Kreisliga. Einer TT-Jugendmannschaft gelang vor einigen Jahren dank der intensiven Trainingsarbeit des damaligen Jugendtrainers Anton Leitmannstetter der Aufstieg in die Jugend-Kreisliga. Auf Dauer konnte diese Spielklasse jedoch nicht gehalten werden.

 

 Gab es bei Gründung des TSV Soyen nur 4 Abteilungen (Damengymnastik, Fußball, Tischtennis und Stockschützen), so kamen in den vergangenen

35 Jahren neue Abteilungen hinzu, manche freilich hielten sich nur einige Jahre. So trat ab Anfang der 1990er Jahre eine Volleyball-Herrenmannschaft an, die es im Verlauf ihres Bestehens schaffte, zweimal aufzusteigen (Kreisklasse - Kreisliga - Bezirksklasse). Auch eine weibliche C-Jugend stand zwei Jahre unter Leitung von Helmut Oeller im Spielbetrieb. Mitte der 1990er Jahre ging es mit Volleyball in Soyen aber wieder zu Ende - die "Macher" entschwanden in alle Himmelsrichtungen, es fehlten geeignete Übungsleiter und es fehlten Spieler und Spielerinnen.

 

 Eine wesentliche Veränderung ergab sich Anfang/Mitte der 1990er Jahre, als nach langer Grundstückssuche und zähem Ringen mit dem Landratsamt die Tennisanlage entstand. Ohne den hartnäckig ausdauernden Einsatz des damals amtierenden Tennisabteilungsleiters Lorenz Kebinger wäre es wohl nicht zur Baugenehmi-gung gekommen. Bevor Tennisplätze und Tennisheim im Sommer 1995 eingeweiht werden konnten, waren viele Arbeitseinsätze freiwilliger Helfer nötig. Heftige Regenfälle verwandelten noch wenige Wochen vor der Eröffnung die Tennisplätze in eine rot leuchtende Teichlandschaft und setzten die Kellerräume des Tennishei-mes unter Wasser. Nach zehn Jahren Spielbetrieb ist die Tennisanlage inzwischen für eine Vielzahl tennis-begeisterter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener zum "Hauptaufenthaltsort" in den Monaten Mai bis Okto-ber geworden. Unter diesem Gesichtspunkt sind die dafür eingesetzten Steuergelder und Eigenmittel des TSV sinnvoll angelegt. In den letzten Jahren beteiligten sich meist 2 - 3 (Alt-) Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft und ein bis zwei Jugendmannschaften mit gutem Erfolg am Spielbetrieb.

 

 

Lange Zeit galt die 1. Herrenmannschaft des Vereins als sportliches Sorgenkind. In den ersten Jahren nach ihrer Gründung kämpften die Herren zäh, jedoch meist erfolglos in der C-Klasse. Während in den 1970er und frühen 1980er Jahren die Jugendmannschaften, wie die A-Jugend mit dem Gruppenmeistertitel 1981 und die C-Junioren mit ihrem Titel 1982, beachtliche Erfolge erzielten, dümpelten die Herren jahrelang am Tabellenende dahin. So waren Marienkäfer mit sechs oder sieben Punkten pro Saison oft besser gesegnet als unsere Spieler.

Erst 1982/83 gab es mit Trainer Peter Müller eine Wende: Die Herrenmannschaft schaffte unerwartet den Sprung in die Spitzengruppe der C-Klasse und stellte mit 30 Punkten aus 22 Spielen einen Vereinsrekord auf, der viele Jahre Bestand haben sollte. Diesem Erfolg folgten jedoch zunächst keine weiteren Aufstiegserfolge, auch wenn mit Trainer Helmut Pypetz in den Jahren 1990 bis 1992 wieder ähnlich starke Leistungen erzielt wurden.

Der ersehnte Aufstieg wurde schließlich erst 2004 Wirklichkeit. Mit den Trainern Peter Oberpriller und Roman Rudorfer erreichte die Mannschaft nach einer beeindruckenden Saison den Aufstieg in die Kreisklasse und erfüllte damit den Wunsch des ersten Abteilungsleiters Dieter Taubert , der bereits 1971 optimistisch gefordert hatte, den Aufstieg binnen fünf Jahren zu schaffen. Die Freude währte jedoch nur kurz, da die Herren nach einem Jahr wieder in die A-Klasse absteigen mussten. Dieser Abstieg war jedoch alles andere als eine Blamage: Unsere Fußballer präsentierten sich kämpferisch und wurden keineswegs zum „Kanonenfutter“ für die Konkurrenz.

Insgesamt zeigt die Entwicklung der Herrenmannschaft sowohl ihre Durchhaltefähigkeit als auch die kontinuierliche Verbesserung, die sie in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen hat.

 

 Eine besondere Freude für die Fußballabteilung ist die Einweihung eines zweiten Rasenspielfeldes im Sommer 2003. Für die Überlassung der Grundstücksflächen möchten wir uns bei den Eigentümern nochmals bedanken. Wir schaffen mit dem zweiten Rasenspielfeld endlich angemessene Trainings- und Wettkampfbedingungen für unsere 6 Nachwuchs- und 3 Herrenmannschaften. Auch eine Mädchen-/Damenmannschaft wäre willkommen. Doch trotz großer internationaler Erfolge unserer Damennationalmannschaft flackerte das Interesse am Fußballsport bei den Soyener Mädchen nur gelegentlich und vorübergehend auf.

 

 Wer sieht, wie zahlreich und mit welcher Begeisterung gerade unsere Jugendfußballer (derzeit von den A- bis zu den F-Junioren) hier ihren Sport ausüben, der sollte den für den Sportstättenbau ausgegebenen Geldern nicht allzu sehr nachtrauern. Nach Fertigstellung der Schulturnhalle und des Schulsportplatzes zu Beginn der 1970er Jahre waren die Sportler des TSV Soyen gut mit Sportstätten versorgt. Heute gilt dies trotz hinzuge-kommener Tennisanlage und zweitem Rasenspielfeld nicht mehr uneingeschränkt. Die Kapazität der Schul-turnhalle reicht im Winterhalbjahr zwischen Ende Oktober und Mitte April für die vorhandene Nachfrage nicht mehr aus. Früher "stritten" sich nur eine Damengymnastikgruppe, Tischtennis, Skigymnastik, Fußballer und zeitweilig Volleyballer um die Turnhallenbelegung. Heute hat der TSV Soyen mehr als 600 Mitglieder. Drei bis vier Damengymnastikgruppen, Herrengymnastik, Ski-Gymnastik, Mutter-Kind-Turnen, Tennis-Kinder und Soyen Star Dancers möchten zwischenzeitlich zusätzlich bei der Turnhallenbelegung berücksichtigt werden. Neu hinzugekommen ist die Abteilung „Nordic-Walking“. Und auch die immens wichtige Jugendarbeit wird ver-stärkt vorangetrieben mit dem neuen, engagierten Abteilungsleiter Harry Schuster.

 

 Angesichts zurückgehender Steuereinnahmen und leerer öffentlicher Kassen ist kurzfristig der Neubau einer größeren Sporthalle nicht zu verwirklichen. Doch möchte ich das Bewusstsein dafür schärfen, dass ein entsprechender Bedarf sehr wohl vorhanden ist.

 

                                                                                                                                                                                       Helmut Pypetz (Verfasser)